Eine heisse Sache…

19 11 2010

Ein bisschen verspätet versuchen wir, euch auf den neuesten Stand zu bringen. Nach dem Salar waren wir einige Tage im Norden Chiles in der Atacama-Wüste, haben es uns dann in Valparaiso gut gehen lassen und sind zu unserer nächsten Station nach Pucón aufgebrochen. Diesen Ort haben wir erstmal einen Tag lang bei Regen und patagonischer Kälte erlebt. Wir zitterten in der kaum geheizten Herberge, tranken Unmengen an Kaffee und trösteten uns mit einem grossen Stück Schokotorte. Am nächsten Tag machten wir uns mutig auf, den Nationalpark Huerquehue zu erwandern. Dort gab es viele Seen, lustige Bäume („Araukanien“) und reichlich… SCHNEE. Denn während es unten geregnet hatte, war hier oben der ganze Kram als weisse Pracht heruntergekommen. Was für ein Spass, darin herumzuglitschen – dem taten auch meine nassen Wanderstiefel keinen Abbruch, zumal sich ab mittags die Sonne zeigte.

Diese vertrieb auch die Wolken an den Bergspitzen und gab auf dem Rückweg den Blick auf den 2800m hohen Paradevulkan Villarica frei. Ein Kegel aus Eis und Schnee wie er im Buche steht und aus dem es oben raucht. Sein Anblick in Pucón etwas später in der roten Abendsonne überzeugte uns endgültig davon: Wir würden spontan am nächsten Tag an einer Vulkanbesteigung teilnehmen!

Morgens um sieben wurde erstmal Expeditionsausrüstung verteilt: Wasserfeste Jacke und Hose, Gamaschen und Helm, Pickel und Steigeisen. Ausserdem noch eine Art Windel, aber dazu später mehr. Mit einem Kleinbus näherten wir uns dann dem Fuss des Vulkans. Problem: Auch hier so viel Schnee, dass das Auto es nicht packte. Also, alle Mann raus und nochmal zwei Stunden Fussmarsch zusätzlich gewonnen. Am Vulkan liegt übrigens ein Skigebiet (im Moment aber nicht geöffnet). Und es hiess, wir würden wohl den Sessellift nehmen, um ein paar hundert Höhenmeter und etwas Zeit zu gewinnen. Aber nix da. Der Lift lief nicht, wir dafür aber um so mehr!

Nach sechseinhalb Stunden Schneestapfen (die Steigeisen brauchten wir dank des vielen Schnees nicht) und grandiosen Blicken auf die Seen und Berge in der Umgebung, erreichten wir mit der ersten Gruppe nachmittags um drei endlich den Krater. Leider war aktuell keine Lava zu sehen (die kocht nur manchmal so hoch, dass man sie sieht), aber auch so war es ziemlich beeindruckend. Unten brodelte es gewaltig, die Dampfschwaden stiegen hoch und verströmten je nach Windrichtung schwefeligen Gestank. Wir hatten ausgiebig Zeit, dieses Schauspiel und den Ausblick vom Gipfel zu geniessen, weil wir auf die zweite Gruppe warten mussten.

Und als alle da waren, kamen die Windeln zum Einsatz! Hierbei handelt es sich um Stofflappen, die man sich wie eine Windel umschnürt und die Hose und Po beim „Abstieg der besonderen Art“ schützen: Man hockt sich an den Abhang und richtet sich so ein, dass der Pickel bei Bedarf als Notbremse funktioniert, ohne dass man ihn sich dabei in den Oberschenkel rammt. Dann Haltung einnehmen und abwärtsrutschen (so wie man das immer auf den Sicherheitsbroschüren für den Notausstieg im Flugzeug sieht). Für diejenigen, denen das zu langweilig war, oder für weiter unten, wenn der Schnee schon weicher ist, gab es noch ein Plastikteil, das man sich unter den Po klemmt, und dann ging’s ab. Ist ganz schön schnell (Jessi), macht aber enorm viel Spass, wenn man sich dran gewöhnt hat. Dank dieser Technik waren wir ratz-fatz wieder unten (naja, abgesehen von den letzten zwei Stunden Fussweg, als es zu flach wurde…) und hatten wunderschöne, vergnügliche Rutschpartien die Hänge hinunter… Hinterher waren wir platt und sonnenverbrannt, aber den Einsatz hat es gelohnt!



Mehr Bilder vom Vulkan…

19 11 2010